Zerbrochen

Schon in frühesten Kindheitstagen lernen wir mit den Anforderungen unseres Lebens umzugehen. Unsere Eltern, der Umgang miteinander in der Familie, andere Personen, Situationen, Herausforderungen prägen uns. Wir entwickeln Strategien, wie wir durchkommen - als kleine Menschen „das Leben zu überleben“. Schon in jungen Jahren werden die Befestigungen für spätere Wege gelegt. Das Fundament für Beziehungen, für Entfaltung im Beruf oder Zufriedenheit im Leben. Wir beginnen zu bewerten, was vorteilhaft für unser Weiterkommen ist und was sich nicht bewährt. Konstruieren uns unsere eigene Welt, sind Baumeister unserer eigenen Häuser. Viel wird selbst hinzugefügt, oder wieder abgetragen, ein Stückwerk, das durch Erfahrungen und deren Interpretationen entsteht. Auf welchem Fundament steht unser „Lebenshaus“? Gehen wir im Vertrauen durch unsere Welt, fühlen wir uns gut aufgehoben, am richtigen Platz? Oder haben wir unser Haus auf Angst gebaut – Angst zu Scheitern, Angst vor Trennung, verlassen zu werden und allein zu sein? Und könnte es sein, dass die Antriebe unserer Ängste und unsere vermeintlichen Strategien, dagegen zu steuern, uns genau in die Richtung bringen, wo wir nicht hinwollen? Unsere Konstruktion Sprünge bekommt, abbröckelt, in sich zusammenfällt? Zusammenbruch. Ein Trümmerhaufen.

Wir wollen sofort wiederaufbauen. Hinaus aus unserem Leid. Weg hier. Doch genau hier liegt die Chance. Im Trümmerfeld des Nicht-Geschafften, in den Scherben. Ich kann all meine Energie in einen sofortigen Wiederaufbau stecken. Auf denselben Grund bauen, wie zuvor. Oder den Trümmerhaufen sein lassen. Akzeptieren, dass es jetzt so ist, wie es ist. Zulassen, dass es auch so sein darf. Mir selbst Raum für das Leid geben. Den Schmerz. Weinen. Viel Weinen. Und dadurch von innen heilen. Erkennen – bis hierher bin ich mit meinen Überlebensstrategien gekommen. Dies auch schätzen. Doch mein neues Haus möchte ich auf ein solides Fundament stellen. Und dazu brauche ich Zeit. Zeit nachzudenken, zu reflektieren, zu planen, wie es weitergehen kann.

Zeit zu heilen, zu mir zu kommen. Zu dem, was ich wirklich bin.