Frieden

Die erste Kerze am Adventkranz brennt. Ruhig, aufrecht, bewegt sich nur ganz fein, wird länger und spitzer, dann wieder etwas kürzer und abgerundeter. Der Docht ist leicht gebogen, sein Ende glüht. Der Ursprung der Flamme, die sich bis zur Mitte dünkler hochzieht bevor sie weiter oben hell leuchtet, strahlt. Ausstrahlt. Licht. Ruhe. Wärme. Geborgenheit. Ich fühle mich geborgen. 

Draußen fallen die ersten Schneeflocken dieses Jahres. Heute Früh noch zögerlich, wie wenn sie erst ausloten hatten wollen, ob sie schon dürfen, sich trauen können, auf die Erde zu fallen, die ersten Vorboten, die die Lage erkunden. Nun schon selbstbewusst, präsent und beständig überziehen sie das Gras mit einer feinen, weißen Schicht und bleiben an den Ästen der Bäume liegen. Der Himmel ist verhangen, mit einer scheinbar gleichmäßigen Decke, drei Vögel ziehen vorbei, zwei voran und beieinander, der andere dahinter. Es ist windstill. Der Anblick dieses Bildes, mit den bewegten Flocken dazwischen, die sich auf den Boden zubewegen und die leuchtende Kerze im Vordergrund, erzeugt tiefe Ruhe in mir. Frieden. 

Ich bin in Frieden mit mir und der Welt.